Heinz+Helga Czapla
Fotografieren + Schreiben
Vorgeschichte
Seit
den
Anfängen
der
Fotografie
ist
diese
auch
mit
Schreiben
verknüpft.
Bilder
mussten
nummeriert,
beschriftet
und
katalogisiert
werden.
Sobald
Bilder
in
Alben
verwahrt
wurden,
kamen
mehr
oder
weniger
detaillierte
Beschreibungen
von
z.
B.
Zeit,
Ort,
Situation
und
eventuell
abgebildeten
Personen
hinzu.
Das
hat
sich
im
digitalen
Zeitalter
kaum
verändert,
wenn
auch
die
Digital-Camera
und
der
Computer
gern
genutzte
Hilfestellung
leisten.
Über
diesen
Aspekt
des
“Schreibens”,
der
zugegebener
maßen
nicht
das
Schreiben
in
Sinne
des
vorliegenden
Kapitels sein soll, haben wir bereits an anderer Stelle berichtet.
Der
Anspruch
an
die
Qualität
des
Geschriebenen
steigt
in
dem
Maße,
wie
die
Präsentation
von
Bild
und
Text
immer
unabhängiger
von
der
persönlichen
Anwesenheit
des
Fotografen
oder
Autors
wird.
Beim
Betrachten
eines
Familienalbums
werden
die
verbalen
Informationen
durch
das
spontane
Erzählen
der
Geschichte
weitergegeben.
Die
Beschriftung
ist
-
ebenso
wie
die
Bilder
-
eher
ein
Stichwortgeber
für
den
Erzählenden.
Dagegen
steht
ein
Bildband
in
einer
Bücherei
für
sich
ganz
allein.
Informationen
und
Emotionen,
die
der
Text
-
in
Zusammenhang
mit
den
Bildern - nicht geben bzw. nicht wecken kann, bleiben in Bezug auf diesen Leser für immer nicht gegeben bzw. für immer nicht geweckt.
Ganz
ähnlich
ist
es
mit
der
Audio-Vision.
In
der
einfachsten
Form
ist
diese
eine
Vertonung
von
Bildern
mit
geeigneter
Musik.
Bilder
sind
heute
oft mit Videos aufgelockert. Dieser Grundform können sich weitere Ebenen überlagern, wie z.B.
--
eingeblendeter Text
--
eingeblendete Sprache
--
eingeblendeter Original-Ton (auch unabhängig von Video)
--
Live-Sprache
--
Live-Musik
--
Live-Video
Alle
Ebenen
können
auch
gemischt
werden.
Keine
der
genannten
Ebenen
stellt
einen
besonderen
Wert
an
sich
dar.
Ihre
Bedeutung
ergibt
sich
im
Einzelfall lediglich aus dem Kontext der Anwendung.
Nachfolgend
wollen
wir
uns
den
Aspekten
von
Text
in
Fotoalben
und
Bildbänden
widmen,
ebenso
auch
den
Aspekten
von
Text
und
Sprache
in
Audio-Visionen.
Texte in Bildbänden und vergleichbaren Medien
Ein
Bildband
kann
sich
zwischen
zwei
Extremen
bewegen.
Einerseits
kann
er
sich
aus
nur
einem
Einzelbild
und
einem
auf
dieses
Bild
bezogenem
umfangreichen
Text
bestehen.
Anderseits
kann
sich
das
Buch
auch
aus
sehr
vielen
Bildern
mit
jeweils
nur
z.B.
einer
kurzen
Titelzeile
und
ohne
jedwedem weiteren Text zusammensetzen. Die Wirklichkeit liegt meistens von Fall zu Fall irgendwo dazwischen.
Auch
inhaltlich
liegt
ein
Bildband
zwischen
zwei
Extremen.
Einerseits
könnte
er
nur
reine
Emotionen
transportieren,
andererseits
nur
reine
Informationen.
Reine
Emotionen
werden
z.B.
bei
einer
Beschränkung
auf
Bilder
mit
abstrakter
Titelzeile
geweckt,
etwa
‘Bild
314’.
Als
Beispiel
für
reine
Information
kann
man
sich
den
bebilderten
Katalog
eines
Schraubenherstellers
vorstellen.
Wie
zu
erwarten,
geschieht
oft
beides:
Gleichzeitig
werden
Informationen
mitgeteilt
und
Emotionen
geweckt.
An
der
Vermittlung
von
Informationen
und
Emotionen
können
Bild
und
Text in gleicher Weise beteiligt sein.
Es
ergibt
sich,
dass
ein
schriftstellerisch
bearbeiteter
Bildband
meist
auch
eine
Mischung
aus
Emotion
und
Information
ist.
Dem
kann
man
als
Autor
fast
nie
ausweichen,
ja
es
ist
einer
der
Vorteile
dieser
Darstellungsweise.
Beste
Beispiele
liefern
bebilderte
Reiseberichte
oder
ähnliches
im
weitesten
Sinne
-
ob
in
der
realen
Welt
oder
auch
im
Bereich
der
Fantasy.
Bild
und
Text
ergänzen
sich
und
führen
den
Leser
und
Betrachter
in
die dargestellten und beschriebenen unbekannten Verhältnisse.
Umgekehrt
befindet
man
sich
bei
der
Kombination
von
Bildern
und
Gedichten
schnell
auf
abschüssigem
Gelände.
Gedichte
sind
in
ihrer
Art
eine
solche
Verdichtung
von
Sprachwelten,
dass
die
durch
sie
geweckten
Emotionen
die
Bilder
gewöhnlich
immer
erdrücken.
Anders
gesagt,
die
Bilder
erscheinen
dann
nicht
adäquat.
Kombiniert
man
trotzdem,
so
hinterbleibt
beim
Leser
und
Betrachter
oft
ein
unbefriedigendes
Gefühl.
Die
Bebilderung
eines
Gedichtbandes
gelingt
also
meist
nur
mit
wirklich
starken
Bildern.
Bildchen
aus
Datenbanken
im
Internet
führen
da
eher
nicht
zum Ziel.
Wenn
Bild
und
zugehöriger
Text
immer
auf
derselben
Seite
oder
Doppelseite
angeordnet
sind,
muss
der
Text
kurzgefasst
sein.
Dies
kann
durchaus
erzieherisch
auf
den
Autor
wirken,
weil
er
sich
auf
das
Wesentliche
konzentrieren
muss
und
kaum
abschweifen
darf.
Vorteilhaft
ist
auch,
dass
der
Leser
durch
die
örtliche
Nähe
von
Bild
und
dazugehörendem
Text
die
Zusammenhänge
und
Wechselwirkungen
leichter
und
besser erfassen kann.
Werden
Bilder
und
Texte
in
unterschiedlichen
Teilen
des
Bildbandes
angeordnet,
so
sind
sie
letztendlich
entkoppelt.
Die
gedruckte
Größe
der
Bilder
kann
variieren,
ebenso
die
Länge
der
zugehörigen
Texte.
Diese
Form
findet
man
häufig,
weil
Einsatz
und
Ausnutzung
der
Papiere
am
Ende
kostengünstiger
sein
kann.
Allerdings
kann
man
nicht
verhindern,
dass
der
Leser
nur
die
Bilder
betrachtet
und
den
Text
weniger
würdigt
-
oder
umgekehrt.
Die
Wechselwirkung
von
Bild
und
Text
ist
also
oft
nicht
so
direkt,
wie
vom
Autor
vielleicht
gewünscht.
Dafür
muss
der
Autor
den
Text nicht aus formalen Gründen kürzen oder auf dieses oder jenes Bild verzichten.
Wenn
ein
signifikanter
Teil
der
Texte
keine
Entsprechung
mehr
in
den
Bildern
findet,
haben
wir
den
Übergang
vom
Bildband
zum
bebilderten
Buch bereits hinter uns. Das ist fraglos auch ein interessantes Thema, gehört aber nicht mehr in den Bereich ‘Fotografieren und Schreiben’.
Texte in Audio-Visionen
In
dem
Medium
Audio-Vision
(AV
oder
HDAV)
können
Texte
entweder
in
Schriftform
eingeblendet
oder
in
Sprachform
vorgetragen
werden.
Eingeblendete
Texte
sollten
sich
auf
Überschriften
und
Einzeiler
beschränken.
Zuschauer
können
nicht
gleichzeitig
Textabschnitte
lesen,
ein
Bild
betrachten
und
dazu
noch
Töne
sinnvoll
wahrnehmen.
Wenn
wir
nachfolgend
von
‘Text’
reden,
meinen
wir
die
Grundlage
des
sprachlich
Vorgetragenen.
Im
einfachsten
Fall
gehört
zu
jedem
Bild
der
AV
ein
bestimmter
Text.
Da
die
Standzeit
des
Einzelbildes
optimaler
Weise
nicht
kürzer
als
3
Sekunden
und
nicht
länger
als
6
Sekunden
sein
sollte,
ergibt
sich
daraus
auch
der
Rahmen
der
zur
Verfügung
stehende
Länge
des
Textes
für
das
Einzelbild.
Wenn
man
es
mal
ausprobiert,
stellt
man
fest,
dass
es
wenig
genug
ist,
um
überhaupt
einen
klaren
Gedanken
zu
fassen.
Der
Anfänger
macht
oft
den
Fehler,
seine
AV
zeitlich
zu
lang
anzulegen.
Nicht
umsonst
sind
im
Fernsehen
Reiseberichte
und
andere
Erörterungen
von
gegebenen
Themen
auf
eine
maximale
Länge
von
45
Minuten
beschränkt.
Nach
dieser
Zeit
lässt
die
Aufmerksamkeit
auch
eines
interessierten
Zuschauers
erfahrungsgemäß
deutlich
nach.
Natürlich
gibt
es
begnadete
Vortragende,
die
einen
Saal
auch
zwei
Stunden
lang
fesseln
können.
Aber
mal
ehrlich,
wer
hat
schon
solche
Themen?
Die
Aufmerksamkeit
im
Kreis
von
Familie
und
Freunden
oder
im
Verein
schwächelt
normalerweise
bereits
nach
einer
Viertelstunde.
Mit
einer
diesen
Zeitraum
nicht
wesentlich
überschreitenden
AV
wird
man
in
guter
Erinnerung
bleiben
und
auch
in
Zukunft
gerne
wieder
besucht
oder
eingeladen
werden.
Live
eingeblendete
Interviews,
Video-Sequenzen
oder
musikalische
Darbietungen
gehören
wegen
der
zu
erwartenden
größeren
zeitlichen
Dauer
eher
nicht
zu
unseren
Zielvorstellungen,
sind
aber
im
Einzelfall denkbar.
Daraus ergeben sich vorab schon mal drei Schlussfolgerungen:
(1)
Der Text muss schriftlich fixiert werden, um ihn in der knappen Zeit korrekt vortragen zu können.
(2)
Der Text sollte in der AV enthalten sein, um angesichts der Freunde und Besucher keine geistige Schwerarbeit leisten zu müssen. Sie sind
mehr dankbar für ein gelungenes Mahl und ein gutes Getränk. Und nicht zuletzt kann man die AV auch allein schauen und hat dann selbst
das Erlebnis, dass sonst nur die anderen gehabt hätten.
(3)
Die AV sollte nicht zu lang sein, 3 bis 15 Minuten reichen aus. Man kann auch das ganze Material in mehrere thematisch geordnete
15-Minuten-Happen teilen, die nach Bedarf gezeigt werden können (3 mal 15 Minuten sind auch eine Dreiviertelstunde).
Bei
einer
Standzeit
von
6
Sekunden
benötigt
man
für
1
Minute
AV
cirka
10
Bilder,
für
15
Minuten
also
150
Bilder.
Bei
einer
gut
gestalteten
AV
sind
es
für
15
Minuten
vielleicht
200
bis
300
Bilder.
Für
45
Minuten
sind
also
grob
geschätzt
900
Bilder
vonnöten,
selbstredend
nur
wirklich
gute
Bilder und keine Doubletten.
Text
für
eine
Vortragszeit
von
15
Minuten
hat
eine
Länge
von
ca.
20000
Zeichen
(einschließlich
Leerzeichen).
Dies
ist
nicht
wirklich
viel,
aber
mehr
als
man
zunächst
meint.
Es
ist
sehr
sinnvoll,
die
Bilder
thematisch
zu
sortieren.
Oft
hat
der
tatsächliche
zeitliche
Ablauf
nicht
die
große
Bedeutung,
da
der
Zuschauer
ja
nicht
dabei
war
und
andere
Prioritäten
für
ihn
oft
logischer
erscheinen.
Man
kann
dann
im
Vortrag
ein
Thema
über mehrere Bilder laufen lassen und gewinnt damit mehr Zeit für diesen Text.
Umgekehrt,
wenn
die
Bilder
zwar
wunderschön
sind,
aber
einem
kein
Text
dazu
einfällt,
ist
es
auch
eine
gute
Idee,
nur
Musik
oder
Originalton
zu unterlegen. Der Zuschauer ist für eine Pause im Wortschwall dankbarer als man vermutet.
Apropos
Musik.
Zur
Vertonung
eignet
sich
in
den
allermeisten
Fällen
ausschließlich
Instrumentalmusik.
Gesang
passt
selten
wirklich
zum
Thema
einer
AV
und
lenkt
von
den
Bildern
ab,
d.h.
Gesang
schwächt
das
visuelle
Erlebnis,
anstatt
es
zu
unterstützen.
Noch
fataler
wird
es,
wenn
der
Gesangsvortrag
in
einer
Fremdsprache
stattfindet,
der
man
selbst
nicht
mächtig
ist,
sich
aber
ein
Muttersprachler
im
Auditorium
befindet.
Die
einzige
Ausnahme
besteht,
wenn
der
dargebotene
Gesang
bzw.
der
entsprechende
Künstler
selbst
Thema
der
AV
ist.
Aber
selbst,
wenn
man
sich
auf
Instrumentalmusik
beschränkt,
so
sollte
man
Gassenhauer
vermeiden.
Man
kann
sagen,
das
alle
solche
Musik,
die
ein
Zuschauer
kennen
könnte,
meistens
ungeeignet
ist.
Dies,
weil
der
Zuschauer
in
Bezug
auf
diese
Musik
bereits
emotional
geprägt
ist.
Er
wird
abgelenkt
und
es ziehen andere Bilder vor seinem inneren Auge auf, anstelle der Bilder der AV.
Auch
Originalton
ist
nicht
ganz
unproblematisch,
wenn
es
sich
um
die
Unterlegung
von
statischen
Bildern
handelt.
Es
soll
nur
der
singende
Vogel
erwähnt
werden,
der
auf
dem
Bild
nicht
den
Schnabel
bewegt.
Ein
anderes
Beispiel
ist
das
im
Ton
vorbeifahrende
Auto,
das
auf
dem
Bild
aber
anscheinend stillsteht. Also auch hier muss man das vorliegende Material kritisch bewerten um Widersprüche zu vermeiden.
Der
Text
selbst
besteht
am
Besten
aus
kurzen,
prägnanten
Sätzen.
Schachtelsätze
sind
unbedingt
zu
vermeiden.
Der
Zuschauer
muss
den
Text
beim
ersten
Hören
verstehen.
Er
hat
keine
Möglichkeit
zurück
zu
blättern
und
noch
einmal
zu
lesen.
Er
hat
auch
keine
Möglichkeit,
den
Vortrag
anzuhalten
und
über
das
Gehörte
gründlich
nachzudenken.
Der
Text
sollte
also
einfach
sein
und
leicht
zu
begreifen.
Namen
und
Zahlen,
die
der
Zuschauer
doch
nicht
behalten
kann,
sollte
man
gleich
weglassen.
Das
strafft
den
Vortrag.
Namen
prägen
sich
besser
ein,
wenn
sie
öfter
wiederholt
werden.
Zahlen
werden
vorteilhaft
durch
Vergleiche
ersetzt,
z.B.
‘ein
Viertausender’
statt
‘4327
Meter’
oder
‘ist
in
N-S
Richtung
etwa
so groß wie Hessen’ statt ‘450 Kilometer’.
Ansonsten
sollte
man
den
Text
so
schreiben,
wie
man
ihn
frei
sprechen
würde.
Das
wirkt
authentisch,
ist
mitreißend
und
nicht
gekünstelt
oder
langweilig.
Das leidige Copyright
Sobald
man
seine
AV
nicht
ausschließlich
im
heimischen
Wohnzimmer
zeigen
möchte,
sind
das
Recht
am
eigenen
Bild,
das
Copyright,
die
GEMA
und
manches
mehr
zu
beachten.
Es
gibt
keinen
anderen
von
der
Öffentlichkeit
abgeschlossenen
Raum.
Auch
das
völlig
abgelegene
Hinterzimmer einer Gaststätte ist in diesem Sinne ‘öffentlich’, da jederzeit ein anderer Gast seinen Kopf zur Tür hereinstecken kann.
Ähnliches gilt es bei der Veröffentlichung eines Druckwerkes zu bedenken.
Die ganze Thematik ist sehr unübersichtlich und soll und kann hier nicht ausführlich diskutiert werden.
Trotz
allem
sollte
man
sich
aber
den
Spaß
an
der
Freude
nicht
verderben
lassen.
Wichtig
ist,
sich
über
die
Probleme
bewusst
zu
sein
und
je
nach
Anwendungsfall die gesetzlichen Vorgaben zu beachten.